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Wenn es keinen Weg zu meinem Ziel gibt, dann liegt es vielleicht daran, dass er einfach noch nicht gebaut wurde. Mit diesem Gedanken setzte ich meinen sprichwörtlichen Bauarbeiterhelm auf und begann, meinen eigenen Weg zu pflastern.

Die Idee für KUKI entstand vor etwas mehr als einem Jahr. Ich fragte mich: Wie erkläre ich Kindern das Thema „Eigenverantwortung“? Wie bringe ich ihnen bei, selbst nach Lösungen zu suchen, wenn sie ein Problem haben?

Es kommt so oft vor, dass Kindern eine Art indirekte Abhängigkeit antrainiert wird. Wenn ein Kind hinfällt, wird es sofort aufgehoben und getröstet. Das fühlt sich zwar richtig an, aber Kinder lernen dabei nicht, dass sie selbst wieder aufstehen können. Der Spruch „Aufstehen, Krone richten und weitermachen“ wird so nicht verinnerlicht. Dabei könnte man das Kind genauso gut trösten, nachdem es selbstständig aufgestanden ist.

Also wollte ich ein Kinderbuch schreiben – über Resilienz, Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen. Doch der Weg dorthin dauerte länger als das Schreiben selbst. Jeden Tag gehe ich mit meinem Hund eine große Runde am Fluss entlang, lasse meinen Gedanken freien Lauf und spreche alles ein, was mir halbwegs gut erscheint. Wochenlang kam mir jedoch keine Idee, die mich wirklich begeisterte.

Bis ich plötzlich eine Eingebung hatte: Eine Geschichte über ein Küken, das nicht aus seinem Ei kommt. Von da an schrieb sich das Buch fast von allein. Morgens kam mir die Idee, mittags war es fertig.

Ich rief meinen Vater an und sagte: „Ich habe einen supereinfachen Job für dich: Ich brauche Illustrationen für mein neues Buch. Auf jeder Seite sind nur große Augen zu sehen, der Rest ist dunkel.“ Mein Vater war begeistert. „Leicht verdientes Geld,“ witzelte er. Doch wir beide lagen falsch.

Denn jede Seite sollte ein anderes Gefühl darstellen, das das Küken durchlebt – von Angst über Traurigkeit bis hin zu Wut. Diese Emotionen nur mit Augen darzustellen, war eine viel größere Herausforderung, als wir erwartet hatten.

Doch schließlich war es geschafft, und KUKI war geboren. Meine Freude wurde jedoch schnell gedämpft, denn leider wollte kein einziger Verlag ein Kinderbuch veröffentlichen, in dem fast nur Augen zu sehen sind. „Na gut,“ dachte ich. „dann gründe ich eben meinen eigenen Verlag.“

In KUKIs Geist von Durchhaltevermögen und Eigeninitiative entstand so ARTO Books – ein Verlag für Kinderbücher mit pädagogischem Wert. #Meilenstein
Ein Jahr später konnte ich voller Stolz das fertige Buch KUKI gibt nicht auf präsentieren.

Doch wie erreiche ich die Leserinnen und Leser ohne Verlag oder Buchhandlung? Also schrieb ich ein Musical basierend auf dem Buch. Vor zwei Wochen feierten wir Premiere hier in Erfurt. Mein Herz war voller Freude, als ich sah, wie die Kinder mit KUKI mitfieberten und ihn anfeuerten, nicht aufzugeben.

Nach der Aufführung gab es noch einen Workshop, in dem wir mit den Kindern über das Thema Durchhaltevermögen sprachen. Als ich später nach Hause kam und mein ursprüngliches Ziel mehr als erreicht war, dachte ich:

„Wow… Ich habe mir wirklich einen großartigen Weg zu meinem Ziel gebaut. Und es hat meistens sogar Spaß gemacht!“